Seit ca. 2 Jahren beschäftige ich mich mit meinen
Vorfahren. Viele dieser Vorfahren sind um 1730 - 1750 nach
"preussisch-Litauen" eingewandert.
Unter anderem die Familie Gebauer aus Lietzen, bei Frankfurt an der
Oder.
Lange dachte ich: Es ist alles zerstört, nichts erinnert mehr an
diese Vergangenheit.
Desto mehr war ich überrascht und erfreut in der Zeitung
"Königsberger Allgemeine", Nov. 2009, diesen Artikel zu
entdecken:
" In der Lesnoe-Siedlung hat man ein Denkmal entdeckt "
--"" Boris Adamov gräbt ein vergessenes
Denkmal aus
In der Siedlung Lesnoe (ehem.Warnicken) hat man das verlorene
Denkmal einem deutschen Forstaufseher entdeckt. Dieser
Forstaufseher hat auf eigene Kosten eine der schönsten Parkanlagen
Deutschlands angebaut.
Das ehemalige deutsche Warnicken (heute – Lesnoe) war eine kleine
Siedlung. Es hat aber einen großen Rum erworben – nicht nur
außerhalb Ostpreußen, sondern auch des ganzen Deutschlands. Nicht
ohne Grund wurde in den Reiseführern die wunderschöne Natur des
Samlandes für die Reisenden angepriesen.
Besonders wurden
Wanderungen von der Ortschaft Rauschen (Stadt Swetlogorsk) nach
Warnicken (Lesnoe) empfohlen. Hat sich der Wanderer an die
empfohlene Wanderroute gehalten, so erschlossen sich seinem Auge
eine bewaldete Steilküste sowie die kleineren Schluchten und ein
wundervoller Ausblick auf das Meer. Die Ausflügler, deren
Kondition nicht so stark war, konnten mit der Eisenbahn bis zur
Siedlung Georgenswalde (Otradnoje) fahren und von dort aus ihren
Wanderausflug fortsetzen. Die aber, die keine Kondition vorzuweisen
hatten, konnten mit der Bahn direkt nach Warnicken, das bis zum
Ausbruch des 2. Weltkrieges die Endstation der Samländischen
Eisenbahn gewesen war, reisen.
Auch die russischen Touristen wurden nicht vergessen: für sie gab
es einen Reiseführer auf Russisch, dessen 3. Ausgabe in Königsberg
erschienen war. Aus diesem Reiseführer konnte man entnehmen, dass
die Reise von Königsberg bis Warnicken eineinhalb Stunden mit der
Eisenbahn dauerte, dass das Baden im Meer von 06.00 bis 12.30
erlaubt war und dass die Hauptsehenswürdigkeit die so genannte
"Wolfsschlucht" war.
Ein berühmter Architekt Karl Friedrich Schinkel schrieb folgendes
während seiner Reise am 1. August 1834:
"Die Oberförsterei
Warnicken hat an dem ganzen Strande des Samlandes ohne Zweifel die
anmutigste Lage, welche durch die üppigste Baumvegetation auf den
Höhen und in den Schluchten der Meeresküste verschönert wird. Es
ist gar wünschenswert, dass die einem Urwald gleichenden alten
Baummassen, welche einzig in ihrer Art sind, von der
Forstverwaltung geschont und als Denkmäler eines üppigen früheren
Naturzustandes aufbewahrt bleibe".
Die Schönheit von Warnicken hat auch den preußischen König Karl
Friedrich IV in ihren Bann gezogen, sowie den berühmten Abenteurer
und Wissenschaftler Alexander von Humboldt, die 1840 Warnicken
besucht haben. An ihren Besuch erinnerten dann die Namen "Der
Königsstuhl" und "Freundschaftssitz". Seitdem ist die Küste unter
dem Einfluss des stürmenden Meeres sowie die dadurch verursachten
Erdrutsche um 10 Meter zurückgegangen. Trotzdem ermöglicht der
sog. "Königsstuhl", der sich westlich der Wolfsschlucht befindet,
immer noch einen wundervollen Ausblick auf das Meer, die auf die
Ufer zurollenden Wellen und das weit zu öffnende Meer.
Wild und großartig erscheint die malerische Wolfsschlucht mit
ihrem Bach, der sich unaufhörlich seinen Weg bahnt. Doch die Perle
der ganzen Gegend ist der Warnicker Park, der zwischen der
Wolfsschlucht und der Fuchsschlucht liegt. Ein berühmter Historiker
des XIX Jahrhunderts und ein Schönheitskenner behauptete, dass
nichts in Deutschland könne mit diesem Ort verglichen werden.
Der Gründer dieser Parkanlage, war der Oberförster Gebauer, der
seit 1824 in der Forstwirtschaft gearbeitet hat. Der Anbau wurde
durch seine privaten Mittel finanziert. Ihm ist es zu verdanken,
dass im Park verschiedene Aussichts-plattformen mit romantischen
Namen entstanden waren und viele Bäume mit den prachtvollen Kronen
gepflanzt worden waren.
In 1848 wurde zu Ehren seines fünfzig-jährigen Dienstes in der
Försterei ein Gedenkstein mit einer kurzen Inschrift "Gebauershöh"
und einem Datum -1848- gesetzt. Die festliche Eröffnung fand vor
mehreren Einwohnern und Urlaubern aus allen Orten und Siedlungen
bis an Neukuhren (Pionerskij) statt. Aber dort, wo damals dieser
Gedenkstein gesetzt wurde, gibt es keine Spur von ihm. Es
existierte sogar kein Platz mehr, wo sich dieser Stein befand. Das
zusammengestürzte Ufer hat auch das Denkmal runtergezogen. Der
Gedenkstein schien für immer verschwunden zu sein. Aber zum Glück
stellte sich heraus, dass das Denkmal wieder entdeckt wurde.
Halbbegraben lag es an der Meeresküste. Wahrscheinlich wartete er
auf jemanden, der es wieder ausfindig machen würde. Als ich an den Stein
gestolpert bin, begann ich wie ein Urmensch, diesen Platz mit dem
Stock zu säubern. Ljuba, die ich zufällig getroffen hatte,
versuchte, den fest zusammengedrückten Boden mit Hilfe des Wassers
weich zu machen. Und was für ein Glück! Als wir den Stein
ausgegraben hatten, vergewisserte ich mich, dass die Inschrift
völlig unbeschädigt war.
Zum nächstmöglichsten Zeitpunkt werden wir unbedingt den Stein auf
das hohe Ufer heraufholen. Der Abgeordnete des örtlichen Dorfrates
Igor Faminych, Enthusiast und Patriot, hat uns versprochen,
Hilfe zu leisten. Dann setzen wir das Denkmal wieder nach oben, damit die
Leute es bewundern und dem Oberförster Hochachtung zollen
können.
Boris Adamov,
Vorstandmitglied des Kaliningrader Klubs der Heimatforscher
Foto: Eduard Moltschanov..""
Der Oberförster Gebauer, dem zu Ehren dieser Gedenkstein gesetzt
wurde, ist einer meiner Vorfahren.
Das Bild 1 zeigt den Zusammenhang mit meiner
Familie.
Johann Gottlieb Gebauer war Oberförster in
Warnicken, sein Sohn Julius Robert Oberförster in Greiben.
Meine Mutter Brigitte Achenbach heiratete Kurt Labinsky, meinen
Vater.
Ihr Vater, Franz Achenbach war Ingenieur in der bekannten
Waggonfabrik Steinfurt in Königsberg.
Johann-Gottlieb Gebauer Friederike Laudien
und seine Frau
Julius Gebauer
Wilhelmine Sophie
Fritze
und seine Frau
Interessant:
Für Dr. Karl Emil Gebauer,
Superintendent u.a. in St. Lorenz / Fischhausen, 1847 - 83 in
Medenau / Fischhausen und
Verfasser u.a. " Kunde des Samlandes" 1844 hat Gottlieb
Gebauer die Wanderkarte erstellt.
In diesem Buch heißt es: VIII
Eine wie zu hoffen steht erwünschte Zugabe erhält das Werk durch
die Karte, welche mit Genauigkeit
und möglichster Berücksichtigung der neuerdings vorgekommenden
örtlichen Veränderungen
von meinem Vater, dem Oberförster in Warnicken freundlichst
geliefert worden ist.
Warnicken mit Wolfsschlucht. + in blauem Kreis sind Einzelgräber , der Förster Gebauer ??!!
darunter ( Hirschgeweih ) die Oberförsterei.
Ausschnitt Messtischblatt 104 Rauschen,1942,1:25000, 2012 aus pol.Archiv
die Wolfsschlucht Bild: Kreisgemeinschaft Wehlau
Ein Oberförster Gebauer hat 1865 in der königlichen preussischen
landwirtschaftlichen Akademie in Waldau bei Königsberg
Vorlesungen gehalten: Waldbau und Forstschutz.
Weitere Hinweise auf "unsere" Gebauers
Crelle,Journal für Baukunst; Bibliothek Herder Institut, Marburg
Preußische Provinzial-Blätter ; Münchner Digitalisierungszentrum
in: Verzeichnis der Bücher, Landkarten 1844 / Kartensammlung Königsberg , GStA SPK, Berlin
Gebauer,G., Oberförster, Karte vom Samlande im Reg.-Bez. Königsberg mit
den Kirchspiels-und Kreis-Grenzen.( Aus dem Werke: Kunde des Samlandes
von K.E. Gebauer.) Lith. Fol. Königsberg, Universitäts-Buchh.
die folgenden Seiten zeigen den Zusammenhang zwischen "unseren" Förstern und anderen gefundenen Förtern Gebauer. Leider konnte kein Zusasammenhang hergestellt werden.
Version: 11.03.2010 Michael Labinsky